„On the Job“ – Heinz Horrmann im Interview

Deutschlands Top-Kritiker über die Personallage im Gastgewerbe

Rund 1,7 Millionen Menschen in Deutschland arbeiten in der Gastronomie und noch einmal 500.000 in der Hotellerie. Sie erwirtschaften jährlich rund 100 Milliarden Euro Umsatz. Diese Werte (Quelle: Bundesamt für Statistik) markieren einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor. Doch die Gastronomie- und Hotellerie-Jobs sind hart, die Fluktuation mancherorts hoch. Über die Personalsituation im „Gast- und Beherbergungsgewerbe“, wie es so schön im Amtsdeutsch heißt, sprachen wir mit Heinz Horrmann, einem der international renommiertesten Kritiker, vor allem aber intimsten Kenner der Szene, Autor zahlreicher Bestseller – und dem einzigen Journalisten, der für seine Verdienste um diesen Wirtschaftsbereich das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten hat.

 


Herr Horrmann, muss man ein besonderer Typ Mensch sein, um in der „Gastro- bzw. Hotelszene“ zu arbeiten? Was macht den optimalen Angestellten in Kneipe, Restaurant, Bar oder Hotel aus?

Heinz Horrmann: Entscheidend ist die innere Bereitschaft, in diesem Beruf aufzugehen, die Leidenschaft, Kunst zu zelebrieren – nicht unterwürfig, weil man „nur“ ein Angestellter ist, sondern auf Augenhöhe mit allen anderen Beteiligten, auch mit dem Gast. Das gilt natürlich in erster Linie für Restaurants beziehungsweise Etablissements der gehobenen Kategorie. Aber auch in der Kneipe an der Ecke muss schon etwas davon zu spüren sein.

Warum ist trotz der hohen Anforderungen an Flexibilität und Bereitschaft zur Mehrarbeit – und das oft zu „unchristlichen“ Zeiten – die Entlohnung nicht immer optimal, um es diplomatisch auszudrücken?

Darüber rege ich mich seit Urzeiten ebenfalls auf. Dass ein Kellner mit 1100 oder 1200 Euro netto nach Hause geht, ist einfach indiskutabel, und er muss auf gutes Trinkgeld hoffen, wenn er einigermaßen leben will. Das ist übrigens international im Bereich der ‚Hospitality‘ auch so, es wird überall so mies bezahlt; es ist halt gewachsen, und wir werden es so schnell nicht ändern können. Leider.

Gibt es eigentlich – vom Hotelfachpersonal einmal abgesehen – einen anerkannten Ausbildungsweg für den Bereich Service?

Ja, natürlich, die Kellner-Lehre. Sie dauert drei Jahre und ist eine super Basis für den Beruf. Dass sie sich lohnt, sieht man am Lebenslauf von Horst Schulze: Er hat als einfacher Hotelangestellter in Bad Neuenahr angefangen und hat dann im Laufe seiner Karriere eine ganz neue Philosophie entwickelt: die des Ritz Carlton. Später ist er auf die weltbeste Ausbildungsstätte gegangen, die Cornell University in Ithaca im US-Staat New York. Als Gründer und Chef (bis zu seinem Ausscheiden im Jahre 2000) der Ritz Carlton Hotels hat er einige der besten Hotels der Welt betrieben und wurde noch in diesem Jahr (2015) zum „Welt-Hotelier“ gewählt.

Vielerorts ist das Hotel- und Gaststättengewerbe ein Saisongeschäft. Muss man als Gast deshalb mit teilweise offensichtlich ungelernten, oft auch phlegmatischen Servicekräften leben?

Natürlich nicht. Auch wer in der Hochsaison in einem beliebten Restaurant oder Café Gast ist, hat auf prompte und freundliche Bedienung Anspruch.

Wie können die Arbeitgeber solchen Problemen begegnen?

Selbstverständlich können Gastronomie-Arbeitgeber, die in touristischen Hochburgen ihr Geschäft betreiben, nicht das ganze Jahr eine umfangreiche Truppe von geschultem Personal vorhalten, dann wären sie rasch pleite. Aber sie können die Aushilfskräfte, die sich als besonders gut erwiesen haben, zum Wiederkommen bewegen. Dann haben sie auch temporär eine prima Mannschaft.

Doch es gibt natürlich auch eine grundsätzliche Alternative, zumindest für die Hotelbranche: Wenn es irgend geht, sollten sie ein Angebot für die normalerweise schwache Zeit erarbeiten, im Bereich Wellness oder Fitness beispielsweise. Dann haben sie das ganze Jahr über zu tun, verdienen mehr und können sich entsprechendes Ganzjahrespersonal leisten.

Was sagt Ihre Erfahrung: Ist Deutschland die berühmt-berüchtigte Service-Wüste, wie gern behauptet wird, gerade im internationalen Vergleich?

Das war einmal so, und optimal ist die Situation noch immer nicht. Aber wie in so vielen Dingen unterliegt auch der Service gewissen Wellenbewegungen: Mal ist er top, mal flop. Wer in dieser Zeit wissen will, wie man Service wirklich schreibt, sollte nach Asien gehen. Darin ist man dort einfach unangefochten Spitze. Glücklicherweise schwappt diese Entwicklung inzwischen schon wieder zurück nach Europa. Die Schweiz würde ich da nennen, aber auch in den anderen europäischen Ländern wird der Begriff wieder großgeschrieben. Als echte Servicewüste würde ich derzeit die USA bezeichnen, das zeigen meine internationale Erfahrungen, und ich kann durch meine zahlreichen Reisen wirklich gut vergleichen.

Sie sind gern gesehener Gast – und Juror – in TV-Kochshows, zum Beispiel bei „Grill den Henssler“. Dadurch werden immer mehr Köche zu echten Stars, und das nicht nur für intime Kenner der Haute Cuisine. Hilft das der Branche, ihr nicht immer perfektes Image aufzupolieren?

Zunächst habe ich festgestellt, dass solche Sendungen das allgemeine Interesse an gutem Essen – was also nicht nur den Magen füllt, sondern auch Genuss ist – und seiner Zubereitung weckt. Weniger positiv finde ich die Selbstdarstellung von so genannten Spitzenköchen, die gar nicht kochen können. In einer dieser Shows habe ich mal Bratkartoffeln kredenzt bekommen, die schwammen förmlich im Fett; da hat meine Großmutter schon besser gekocht. Dafür haben einige dieser Köche vielleicht eher Entertainer-Qualitäten. Na gut, dann ist das eben Unterhaltung. Allerdings gibt es auch eine Reihe positiver Beispiele: Steffen Henssler beispielsweise ist für mich einer von Deutschlands besten Fisch-Köchen. Und diese Leute können den TV-Zuschauern schon wertvolle Tipps geben und die Lust am Kochen vermitteln.

Kulinarische Innovationen kennen wir inzwischen auch in Deutschland. Testen Sie – für sich persönlich – auch solche Newcomer bzw. neue Gastronomie- und Food-Trends oder sind Sie eher Traditionalist?

Die Küche heute befindet sich doch in ständigem Wechsel, besser gesagt: in steter Entwicklung. Was hatten wir nicht alles? Die Küche wie aus dem Chemiebaukasten zum Beispiel: Da hat man auf ein Gummibärchen gebissen und dachte plötzlich, man habe einen Hering gegessen. Nein, das ist nicht meine Welt.

Ich nehme mir gern Auguste Escoffier als Beispiel: Dieser französische Meisterkoch (1846 – 1935) hat Spezialitäten aus aller Herren Länder verarbeitet und maßgeblich zum guten Ruf der französischen Haute Cuisine beigetragen. Mit seinem Buch „Guide Culinaire“ erlangte er zu Recht Weltruhm. Mit anderen Worten: Ich bin ein Fan der großen klassischen Küche. Aber wenn ich etwas Neues bekomme, bewerte ich es immer absolut neutral, das kann ich jedem Gourmet versprechen.

 

 

Hatten Sie jemals Lust, die Seiten zu wechseln – vom Tisch in die Küche oder hinter den Tresen?

Ach, wissen Sie: Ich hatte das große Glück, mit einigen der absoluten Spitzenköche gemeinsam am Herd stehen zu dürfen; Dieter Müller gehört dazu, Paul Bocuse und Haeberlin. Das waren wirklich große Momente in meinem Leben, ich habe die Passion und die Leidenschaft dieser Menschen gespürt – und viel von ihnen gelernt. Ich habe sogar den General-Manager-Lehrgang im Ritz Carlton absolviert, aus Neugier und beruflichem Interesse. Aber wirklich vorgehabt, die Seiten zu wechseln, habe ich nie.

Wie und wo würden Sie als ‚Maître d’hôtel‘ oder Restaurantleiter Ihr Personal für Küche und Service rekrutieren?

In den Hotelfachschulen. Ganz klar. Da bekommt man die beste Basis. Mein Sohn hat beispielsweise zuerst den Küchenmeister gemacht und dann die Hotelfachschule absolviert. Das hat ihm persönlich gut getan und ihm zahlreiche berufliche Chancen eröffnet. Aber auch neue Lösungen für den Personalmarkt wie ihre Job-Community shjft können Top-Ergebnisse bringen. Heute geht doch fast alles über Internet und Apps. Man muss die jungen Talente eben da entdecken, wo sie aktiv sind.

…und was raten Sie  jungen Menschen, die in die Gastronomie und/oder Hotellerie gehen wollen?

Jeder, der ins Gastgewerbe möchte, sollte sich selbst sorgfältig prüfen. Die Jobs sind sehr zeitintensiv, anstrengend, teilweise familienfeindlich – wenn der/die Partner/in nicht selbst in der Branche arbeitet. Und sie sind (noch) oft miserabel bezahlt. Man sollte also auf jeden Fall die notwendige Portion Leidenschaft mitbringen, der Beruf muss die Berufung sein, sonst funktioniert das nicht.

Wenn Sie mich in Ihr derzeit favorisiertes Restaurant führen würden, wo fände ich mich wieder?

Im „le petit Felix“. Das Clubrestaurant hinter dem Adlon in Berlin ist absolute Weltklasse!

Weitere Infos:

Heinz Horrmann – Website

Heinz Horrmann auf Facebook

 

„Dienstleister im Spotlight“ – Ann-Christin Zilling

„Der Job, für den ich sterbe“

Wie macht man eigentlich aus einem normalen Allerwelts-Unternehmen in irgendeinem Kaff, das die zehnte Holunderlimonade und das fünfte Mädchenbier herstellt oder ein solides Wiener Schnitzel hinkriegt, eine Company, die heiß ist? Haben Sie schon einmal den Satz gehört „Für einen Job bei Euch würde ich sterben!“? Nicht?

Über Ressourcen

Schade eigentlich. Und woran liegt das? Meines Erachtens liegt das daran, dass viele Unternehmen in ihrer Branche, viel zu viel Zeit und Geld in die Entwicklung des perfekten Produkts stecken und am Ende bleiben keine Zeit und kein Geld übrig, um das Produkt oder die Dienstleistung zu vermarkten. Genauso verhält es sich auch mit dem Thema Mitarbeitergewinnung: Alles wird ins Recruiting gesteckt, aber sind der gesuchte Fachmann und die spezialisierte Expertin an Bord, werden sie behandelt wie ein Stuhl und ein Tisch.

Über Differenzierung

Jetzt fragen Sie sich: Was hat denn die Produktentwicklung mit dem Mitarbeiter-Recruiting zu tun? Sehr viel, denn hier kommt eine Disziplin ins Spiel, die wenige wirklich beherrschen: Kommunikation. Vergessen Sie den USP, den gibt es in Zeiten des fünfzehnten Energydrinks nicht mehr. Setzen Sie auf den UCP = Unique Communications Proposition! Differenzieren Sie sich und Ihr Unternehmen über Kommunikation, und zwar über externe Kommunikation, damit Ihr Unternehmen als heiße Company, als coole Arbeitgebermarke, wahrgenommen wird, und über interne Kommunikation, damit die für viel Geld akquirierten Mitarbeiter auch gerne, lang und motiviert bei Ihnen bleiben.

Wie heiß sind Sie?

Und wie differenziert man sich über Kommunikation? Indem man eben nicht daran festhält, alles selbst machen zu wollen. Das alte Problem ist: Jeder kann schreiben, aber keiner will’s lesen. Suchen Sie sich lieber einen Profi, der erstens von außen auf Ihr Unternehmen blickt und mit Ihnen gemeinsam eine treffsichere Kommunikation erarbeitet, und der zweitens fachlich fit und kreativ in der Lage ist, diese Strategie so umzusetzen, dass Bewerber, Gäste, Kunden oder Business-Kontakte dafür sterben wollen, zu Ihnen zu kommen. Sie können so gut sein, wie Sie wollen. Heiß als (Arbeitgeber-)Marke werden Sie erst durch Kommunikation.

Gastautorin: Ann-Christin Zilling

Weitere Infos:

Unternehmens:kommunikation Ann-Christin Zilling – Website

„On the Job“ – Servicekraft im Interview

„Mein Tag hat 48 Stunden“

Studierende Kellnerin oder kellnernde Studentin? Anne Pretzsch über den Teilzeitjob als Servicekraft im Hamburger Szenelokal ‚Elbe 76‘ , Trinkgelder, Handynummern, den Unterschied zwischen einem netten Kompliment und plumper Anmache – und ihre ganz persönlichen Ziele.

Das ‚Elbe 76‘ ist brechend voll. Restaurant, Barbereich, Terrasse – der Laden rockt. Freitag ist ohnehin immer viel los. Eimsbüttler und Eppendorfer Szenepublikum, Besserverdienende, Manager-Typen, Hipster, Kreative, aber auch junge Familien – das Publikum ist bunt gemischt. Heute Abend spielt der HSV. Viele Väter und ihre Söhne tragen die Raute auf der Brust. Das Spiel läuft auf drei Bildschirmen, zwei drinnen, einer draußen – ganz hinten, am Ende der überdachten Terrasse. Die Gäste geben einen unerbittlichen Takt vor, die Wege für das Service-Personal sind weit und voller Hindernisse. Und mitten drin wirbelt und bedient Anne Pretzsch, 21, Studentin. Ihren Bachelor in Literaturwissenschaften hat sie längst in der Tasche. Nun macht sie ihren ‚Master Performance Studies‘. Sie kellnert seit sie 16 ist. Und seit 2012 hier im ‚Elbe‘.

Der Stressfaktor ist hoch, doch die gebürtige Leipzigerin hat alles im Griff. Bleibt bei aller Anspannung und all der Hektik freundlich, aufmerksam – und charmant. Dieser Charme! Dieses Lächeln! Echt süß. Um mich herum Gegröle, eine Bestellung nach der anderen. Aber Anne gibt mir das Gefühl, dass sie an unseren kleinen Tisch ganz besonders gern kommt und nachfragt, ob’s noch was sein darf. Ich nehme das persönlich. Weil ich das so will. Macht sie gut. Richtig gut. Weil sie das so will. Mein Trinkgeld fällt entsprechend aus. Es zahlt ein auf den guten Service – und ihre Ausstrahlung. So sind wir Männer. Das weiß auch Anne. Im Interview liefert sie einen Perspektivwechsel.

Anne, Du hast schon als 16-Jährige in Leipzig gekellnert. Seit fünf Jahren bist Du nun also im Gastronomie-Service. Das ‚Elbe’ ist Dein erstes gehobenes Szene-Lokal, in dem Du jobbst, um Dein Studium zu finanzieren. War das eine Umstellung?

Ja, eine große sogar. Weil man im ‚Elbe’ auf viele Kriterien achten muss. Hier geht es um gutes Essen, eine gute Bar, einen gewissen Szene-Charakter und die dazu passende Klientel. Die meisten Gäste haben schon so ihre Ansprüche an uns und Ahnung von guten Speisen, guten Drinks und gehobenem Service – und wir wollen auch, dass sie Ahnung haben. Für mich bedeutete das zunächst, mir entsprechende Kenntnisse anzueignen und mich mit unserem Angebot, mit unserer Karte, einfach mit dem ganzen Konzept auseinanderzusetzen.

Muss man sich mit dem Lokal, in dem man bedient, identifizieren?

Ich kann nur für mich antworten: Ja, ganz klar. Ich muss auch mit unseren Produkten auseinandersetzen und was darüber erzählen können, finde ich. Sonst wäre ich hier falsch. Nur zu wissen, ob ein Wein rot oder weiß ist, wäre zu wenig. Die Klientel einer Bar oder eines Restaurants ist nicht zu unterschätzen. Zu uns kommen viele Gäste, die es beruflich gewohnt sind, dass Dinge funktionieren. Sie sind anspruchsvoll. Das zu ignorieren, wäre falsch. Und von daher bevorzuge ich es gegebenenfalls auch, nicht lange nach Ausreden zu suchen, wenn mal was zu lange dauert oder nicht so klappt. Offenheit ist immer die beste Lösung, 100mal besser als nach Vorwänden zu suchen. Diskussionen wären im ‚Elbe’ unangebracht. Wir sind nicht auf der Schanze.

 

Der Gast denkt doch so: Die Bedienung hat sich einen Job im Service ausgesucht, da hat sie zu performen und freundlich zu sein, egal was ist und wie’s ihr gerade geht. Aber ist das so einfach? Schaffst Du das immer, quasi auf Knopfdruck?

Zugegeben: Es kommt schon auch auf die Tagesform an, wie einfach oder gut mir das gelingt. Und natürlich auf die Gäste. Wenn die mal weniger charmant sind, genervt oder unfreundlich, reagiere ich zwar nicht in gleicher Form, bin dann aber schon mal kürzer angebunden.

Also braucht man als Servicekraft in der Gastronomie eine Extra-Portion Selbstkontrolle?

Ich bin darauf bedacht, meine evtl. mal weniger gute Stimmung nicht nach außen zu tragen. Ich bin auch nur ein Mensch, der mal schlecht drauf ist oder mal einen Gast nicht so nett findet. Dazu stehe ich. Aber ich darf das natürlich nicht so ausleben. Das hat auch was mit meinem Selbstanspruch zu tun.

Was nervt Dich denn zum Beispiel?

Wenn jemand sieht, dass ich eh schon den ganzen Abend renne und mich dann noch zusätzlich scheucht, mag ich das nicht. Letztlich ist doch alles eine Frage des gegenseitigen Respekts. Zum Glück habe ich deutlich mehr gute Erfahrungen gemacht im ‚Elbe’. Wir haben viele tolle Gäste: Verständnisvoll, generös, nett – richtig coole Leute.

Du hast – mit Verlaub – jede Menge Ausstrahlung, siehst gut aus, bist eine auffällige Erscheinung. Glaubst Du, dass Männer allein schon deswegen mehr Trinkgeld geben als, sagen wir, einer eher unauffälligen Bedienung? Lassen wir uns unterbewusst auch optisch verleiten, generöser zu sein oder weil wir glauben, Du würdest flirten?

Ich glaube, das geschieht nicht mal unterbewusst. Das ist schon eine bewusste Reaktion auf Kellnerinnen. Das geht meinen Kolleginnen – wir sind im ‚Elbe’ nur Mädchen im Service, während hinter der Bar nur Jungs arbeiten, allesamt adrett und charmant – sicher genauso.

Setzt Du Deinen Charme bewusst ein? Auch für ein besseres Trinkgeld?

Was den Charme angeht: Ja, aber das mache ich auch bei Frauen – und nicht nur beim kellnern. Das ist vielmehr eine Frage, wie ich anderen Menschen begegnen will. Und zur Frage nach dem Trinkgeld: Wir kriegen einen guten Stundenlohn. Ich muss mich nicht anbiedern oder Reize einsetzen, um mehr ‚Tip’ zu bekommen. Das Trinkgeld ist ohnehin auch davon abhängig, wie eingespielt das Team oder wie viel los ist – und geht bei uns sowieso in einen Topf, der dann aufgeteilt wird.

Habt Ihr so was wie einen Dress-Code? Wie dürft oder sollt Ihr gekleidet sein?

Freizügigkeit jedenfalls ist nicht angesagt. Das muss schon alles im Rahmen bleiben. Aber Regeln brauchen wir nicht. Dunkle Kleidung, festes Schuhwerk – man entwickelt schnell ein Gefühl für seine ‚Arbeitskleidung’. Und ganz ehrlich: Wer einmal in einer zu knappen oder engen Hose gekellnert hat, macht’s nie wieder.

Wirst Du von männlichen Gästen oft nach Deiner Telefonnummer gefragt?

Kommt schon vor, ja. Ich frage mich meistens nur, was derjenige in dieser Situation eigentlich erwartet. Was glauben die, was daraus werden soll? Viele haben einen Ehering am Finger. Aber wenn sie es brauchen – und wenn ihr Verhalten im Rahmen bleibt, halte ich das aus. Ich bin liiert und belasse so was auf der Job-Ebene und kann das trennen. Als Kellnerin kann man Anmachen eh nicht vermeiden. Es ist ja oft genug auch Alkohol im Spiel. Oder die Jungs sind in einer Gruppe unterwegs und wollen sich produzieren. Hey, ich gehe selbst auch in Bars und weiß, wie das läuft. Wenn’s doch mal zu plump wird, sage ich’s den Kollegen an der Bar.

Kannst Du plumpe Anmache und ein nettes Kompliment ohne Hintergedanken denn noch voneinander unterscheiden?

In der Regel schon. Wenn ich für meine Arbeit gelobt werde oder dafür mal ein wirklich nett vorgetragenes Kompliment bekomme, freue ich mich darüber. Das finde ich ganz cool. Nur gibt es keine Legitimation, irgendwie anzüglich zu werden. Ich möchte mich ungern nach meinem Aussehen oder meinem Outfit bewerten oder gar darauf reduzieren lassen. Es wird mir und dem, was ich bin, nicht gerecht, wenn einer nur sagt: „Ey, Du hast ein sexy Oberteil an“. Dem müsste ich dann sagen, dass ich auch schon mal ein Buch gelesen (und geschrieben; Anm. d. Red.) habe. Das gilt aber nicht nur im Lokal, sondern auch für die Uni oder im Supermarkt.

Deine Vita liest wie eine Collage aus mehreren erfolgreichen Karriere-Starts. Literatur, Theaterwissenschaft, Tanzen und Ballett, Sprachen, soziales Engagement, Buchautorin … – mit 21. Du bist verdammt umtriebig und offenkundig sehr ambitioniert. Nicht wenige Bedienungen aber, die sich ursprünglich neben dem Studium nur was dazu verdienen wollen, studieren irgendwann nur noch nebenbei, verwerfen ihre Ziele und bleiben viel länger in der Gastronomie, als geplant. Manchmal sogar für immer. Könnte Dir das auch passieren?

Ich sehe schon eine gewisse Verlockung, wenn die Einkünfte entsprechend gut sind. Dann wird schon mal ausgeblendet, wie anstrengend dieser Job ist, vor allem über mehrere Jahre gesehen. Aber mich würde das nicht erfüllen, mein Weg ist das nicht – ich habe klare Vorstellungen und Pläne, meine Welt ist das Theater, die Literatur. Ich studiere ja nicht einfach so vor mich hin, sondern habe Ziele. Ich mache tatsächlich etliches nebenher, engagiere mich vielfältig. Meine Woche hat zehn Tage, mein Tag 48 Stunden. Ich bin in der Gastronomie, um Geld zu verdienen und nicht, weil das meine Berufung ist. Aber: Wer das langfristig machen möchte, wer auch dazu steht und damit glücklich ist, der soll’s machen. Ich verstehe das total.

Das shift Blog-Team bedankt sich bei Anne und dem ‚Elbe 76‘ für Interview  & Fotos!

Weiter Infos:

Elbe 76 auf Facebook

Elbe 76 Website

 

„Arbeitgeber im Spotlight“ – Ratsherrn Brauerei

Impulsgeber für eine neue Bier-Bewegung

Die shjft Job-Community ist das neue Portal für innovative Personal- und Job-Vermittlung. Wir begegnen dem Personalbedarf in den Branchen Gastronomie, Hotellerie, Promotion und Events. Gleichzeitig ist shjft aber eben auch eine Community – das neue Soziale Netzwerk für eine ganz besondere Arbeitswelt. Umso mehr freuen wir uns, neben Bars, Restaurants, Hotels und Promotion-Agenturen auch Arbeitgeber aus der Getränkeindustrie auf shjft zu begrüßen! Heute im Spotlight: die Hamburger Ratsherrn Brauerei.

Aus der traditionellen hanseatischen Biermarke Ratsherrn haben die Verantwortlichen seit Neugründung im Jahr 2010 einen echten Impulsgeber für eine neue Bier-Bewegung gemacht. Unter Führung der Branchengrößen Oliver Nordmann und Frank Steffens entstand in den Alten Viehhallen der Hamburger Schanzen-Höfe auf einer Gesamtfläche von 4.500 qm ein Innovationspool für Bier- und Food-Trends.

Traditionelles Brauhandwerk für neue Bierstile

Seit März 2012 wird hier das Ratsherrn Craft Beer erzeugt und abgefüllt. Alle Ratsherrn Biersorten werden dabei ganz nach dem Vorbild der Craft-Beer-Bewegung gebraut, die Mitte der 1980er-Jahre in den USA ihren Anfang nahm. Hierbei besinnen sich die Braumeister auf die Ursprünge des Brauhandwerks. Traditionelle Rezepturen werden mit außergewöhnlichen Geschmacksideen kombiniert und bringen so einmalige Biersorten hervor.

Vom Hamburger Weissbier bis zum „Matrosenschluck“

Die Ratsherrn Braumeister kreieren so neben dem Pilsener auch das Zwickel, Pale Ale, Rotbier, Weissbier und saisonale Sorten wie das Iggy Hop, Springbock, Summer Ale oder aktuell den „Matrosenschluck“. Die Brauphilosophie: Es werden nur beste, möglichst regionale Zutaten verwendet – und es darf ruhig geschmackliche Überraschungen geben!

Die Idee dahinter ist einfach: Konsumenten sollen wieder für handwerkliche Bierstile begeistert werden. Gerade in der 2014 eröffneten hauseigenen Micro Brewery kann es dabei nicht kreativ genug zugehen. Und im angeschlossenen Craft Beer Store können auch kleine Abfüllungen an den Bierliebhaber gebracht werden – entweder über den Online-Shop unter www.craftbeerstore.de oder im Ladenlokal in den Hamburger Schanzenhöfen.

Auf shjft wird die Ratsherrn Brauerei Stellenausschreibungen für Events wie die jährlichen Hamburger Craft Beer Days schalten, Kontakte hegen und pflegen und ihren Beitrag zu einer lebendigen Job- und Branchen-Community leisten.

Wir sagen Moin Moin, herzlich willkommen und schön, dass Ihr dabei seid!

Weitere Infos:

Website Ratsherrn Brauerei

Online-Shops: Ratsherrn Shop | Craft Beer Store

5 Tipps für Service & Bar

01. Übung macht den Meister – die Grundtechniken des Servierens

Stilvolles Servieren und Tragen von Getränken und Speisen will gelernt sein. Ein wenig Übung im Vorfeld kann daher hilfreich sein, um peinliche Situationen inklusive Geschirr-Crash zu vermeiden. Anfänger sollten mit dem sicheren Heben der Teller und dem Tragen von zwei Tellern in einer Hand beginnen. Wichtiger Hinweis hierbei: Rechtshänder tragen die Teller immer in der linken Hand und Linkshänder entsprechend seitenverkehrt.

 

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5 Tipps für den Baralltag – neben Tricks und Übung hilft natürlich vor allem ein sympathischer Auftritt

 

Servieren wie ein Profi – wie wird’s gemacht? Man nehme den ersten Teller und fixiere ihn zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand. Dabei sollte der Daumen so nah wie möglich am Rand platziert werden und der Zeigefinger unter dem Teller Richtung Tellermitte zeigen. Ring- und Mittelfinger wirken hierbei unterstützend und tragen parallel zum Zeigefinger das Gewicht des Tellers. Anschließend einfach den zweiten Teller auf dem linken Handballen ablegen und durch den kleinen Finger und den Unterarm stabilisieren. Nun sitzen die Teller stabil und die rechte Hand ist frei zum Servieren. Geht nichts zu Bruch oder daneben, ist ein professioneller Eindruck im Restaurant-Service geglückt!

 

02. Bedienen wie ein Profi

Für eine professionelle Bedienung bedarf es ein paar wichtiger Grundregeln. Als Selbstverständlichkeit gilt: Den Teller beim Servieren möglichst dezent tragen und die Speise nicht mit den Fingern berühren. Auch bei Flaschen und Gläsern aus Hygienegründen immer darauf achten, nur den Flaschenbauch zu umfassen.

Beim Servieren der Speisen und Getränke gibt es ebenfalls eine klassische Grundregel: Der Gast wird niemals von hinten oder links, sondern immer von der rechten Seite bedient. Außerdem ist es hilfreich, dem Gast beim Servieren die Speisen beim Namen zu nennen. Dies erleichtert die professionelle und schnelle Bedienung.

Unser Tipp: Bestellt der Gast Wein, vorab eine kleine Probe ins Glas füllen – erst wenn der Gast zustimmt und zufrieden ist, wird das Glas zur Hälfte befüllt.

 

03. O’zapft is! – wie zapft man Bier richtig?

Deutschland, das Land der Biertrinker, ist weltbekannt für sein deutsches Reinheitsgebot. Fast überall kann man ein kühles, frisch gezapftes Bier genießen. Egal ob Pils oder Export, die Zapftechnik spielt hierbei eine besondere Rolle – und jeder Kellner sollte sie einwandfrei beherrschen. Schon diverse Kleinigkeiten wie die richtige Auswahl des Bierglases und das kalte Spülen des Glases vor dem Zapfen sind entscheidend. So werden nicht nur Schmutzrückstände beseitigt, das Glas erhält zudem die gleiche erfrischende Temperatur wie das kühle Bier.

Zum Zapfen wird das Glas möglichst schräg unter den Zapfhahn gehalten. Ist der Hahn vollständig geöffnet, fließt das Bier am inneren Rand entlang ins Glas. Dabei unbedingt beachten: Das Glas nach und nach weiter aufrichten, ohne dass das Bier zu sehr schäumt. Ist das Glas gefüllt, sollte es für einen Moment abgestellt werden, damit sich die Schaumkrone absetzen kann. Danach wird noch einmal nachgeschenkt bis eine feste schöne Schaumkrone zu sehen ist.

 

 

04. So trägt man ein Tablett absturzsicher

Nicht nur das Servieren mehrerer Teller, auch das richtige Tragen eines Tabletts gehört zu den Stolpersteinen in so manchem Gastronomie-Job – und will deshalb gut gelernt sein. Für gewöhnlich werden Getränke jeglicher Art auf einem Tablett zum Gast transportiert. Um dort möglichst unfallfrei anzukommen, sollten die Getränke oder Flaschen, die am schwersten sind, in der Mitte des Tabletts platziert werden. Das verleiht Stabilität und verringert das Unfall-Risiko für den Getränke-Service.

Wichtiger Tipp: Ähnlich wie beim Servieren von Tellern, tragen Rechtshänder das Tablett in der linken Hand, Linkshänder hingegen in der rechten. Dabei liegt das Tablett mittig auf den leicht gespreizten Fingern ab.

 

05. Immer den Überblick behalten

Aufmerksamkeit und Konzentration sind zwei Komponenten, die in der Gastronomie und im Umgang mit Gästen eine wichtige Rolle spielen. Ein gut organisierter und durchgeplanter Serviceablauf ist ausschlaggebend, um dem Gast den bestmöglichen Service zu bieten.

Die Tischverteilung sollte daher verinnerlicht und die einzelnen Tischpositionen gut eingeprägt werden. Weiterhin ratsam: Beim Gastronomie-Service alle Tische im Blick haben und jedem Gast die volle Aufmerksamkeit widmen. Während des Essens sollte zudem die Frage nach der Zufriedenheit des Gastes nicht vergessen werden. Auch der Wunsch nach weiteren Getränken oder Extras sollte berücksichtigt werden.

Aufmerksamkeit bedeutet aber ebenso die gute Kenntnis der Speise- oder Getränkekarte. Wer den Gast gut beraten und über diverse Tagesangebote, Zutaten und Getränke eine professionelle Auskunft geben kann, sorgt für Zufriedenheit und Wohlbefinden. So wird zuvorkommender Service meist auch beim Trinkgeld belohnt!

 

Übrigens: Wer nach unseren praktischen Tipps in die psychologischen Tiefen des Bar-Services eintauchen möchte, findet hier ein spannendes Interview:

7 Fragen an Claus Lampert – Hotel-, Gastronomie und Barpsychologe

„Funktionen & Features“ – Arbeitgeber-Tools

Shjft für Arbeitgeber: Jobs ausschreiben – Staff direkt recruiten

Auf der Suche nach geeignetem Barpersonal oder Servicekräften für Restaurants und Hotels müssen neue Wege gegangen werden. Längst haben Social-Media-Kanäle und Online-Plattformen die klassischen Aushänge und Zeitungsannoncen abgelöst. Shjft verbindet beide neuen „Internet-Welten“ und bietet Arbeitgebern aus der Gastronomie, Hotellerie sowie den Bereichen Promotion und Events Lösungen für drängende Personalfragen.

Service-Personal kontaktieren – Bar-Service-Stellen ausschreiben

Die klassische Stellenausschreibung gibt es natürlich auch auf shjft. Doch Arbeitgeber wählen bei uns aus unterschiedlichen Abo-Modellen und schalten je nach Bedarf 10, 20, 50 oder eine unbegrenzte Anzahl Ausschreibungen pro Jahr frei. Teure Einzel-Ausschreibungen ohne Erfolgsgarantie gehören so der Vergangenheit an. Noch in diesem Sommer geht es los! Arbeitgeber können ab dem Start der Beta-Phase die Restmonate des Jahres 2015 kostenfrei Stellen ausschreiben und recruiten.

 

shjft – Barpersonal, Service-Personal

Auf shjft.de Barpersonal, Service-Kräfte und Promoter per Stellenausschreibung finden und aktiv recruiten

 

Restaurant-Service gesucht? Alle Bewerbungen zentral verwalten!

Im shjft Bewerbungs-Manager können Stellenausschreibungen für Barpersonal oder Promoter nicht nur einfach und schnell erstellt und veröffentlicht werden. Alle Bewerbungen werden hier zudem zentral verwaltet. Ist der beste Bewerber auf eine Bar-Service-Stelle gefunden, kann ein persönlicher Kontakt vereinbart und die Servicekraft am Ende eingestellt werden. Alle weiteren Bewerber erhalten daraufhin eine personalisierbare Nachricht, dass sie diesmal leider nicht ausgewählt worden.

Wenn die Entscheidung mal schwer fällt, können alle Bewerbungen als PDFs gespeichert und verschickt oder ausgedruckt mit Kollegen angeschaut und verglichen werden. Übrigens: Dank einer Info-Anzeige sehen Bewerber den jeweiligen Stand ihrer Bewerbung. Ein Beispiel: Wurde die Bewerbung auf eine Service-Personal-Stelle geöffnet, sieht der Bewerber die Statusänderung. Wurde eine Kontaktvereinbarung verschickt, ist auch dies am Status ablesbar. Aufwändige Zwischenrückfragen zum Stand der Bewerbung bleiben so aus.

Service-Personal und Promoter direkt kontaktieren und recruiten

Mit der optimierten shjft Stellenausschreibung können Arbeitgeber das passende Barpersonal oder Promoter finden. Zusätzlich wird aktiv „recruitet“: Für die direkte Auswahl von Bewerbern bietet shjft die Funktion „Jobs anbieten“.

 

Profil besuchen, Jobs anbieten, aktiv recruiten! So geht Personalsuche mit shjft!

Profil besuchen, Jobs anbieten, aktiv recruiten – so geht Personalsuche mit shjft!

 

So funktioniert’s: Staff-Profile über die Explore-Funktion in der shjft App oder über das Modul „Vorschläge“ im Portal durchstöbern, passende Profile merken oder favorisieren und über den Button „Jobs anbieten“ einen oder mehrere ausgeschriebene Jobs direkt per Nachricht an den potentiellen Bewerber verschicken. Bei der Suche nach Service-Personal oder bei der Promoter-Recherche wird so die optimale Vor-Auswahl getroffen und die Zahl der Bewerbungen erhöht.

Und wenn mal ganz spontan angefragt werden soll, kann das Eis auch per Chat oder Nachricht gebrochen werden. Auf shjft führen eben viele neue Wege zum besten Barpersonal oder Promoter-Team.

Besucht auch unsere Pre-Launch-Website auf www.shjft.de
und tragt euch für den shjft Newsletter ein.

Und natürlich findet ihr uns auch auf unseren Social-Media- & Networking-Kanälen:
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„Food & Drink Pioniere“ – Craft Beer

Ein „Altes Mädchen“ als Craft-Beer-Trendsetter

Als Deutschlands erster Schallplatten-Millionär Freddy Quinn sein „Hamburg, altes Mädchen“ gesungen hat, war Natalja noch gar nicht auf der Welt. Im hellblauen T-Shirt ihres Arbeitgebers, eben dem Braugasthaus „Altes Mädchen“ in den Hamburger Schanzenhöfen, balanciert die 27-Jährige gekonnt ein Tablett mit fünf verschiedenen Sorten Bier durch den sonnenbeschienenen Innenhof. „Fünf Kunden an einem Tisch und für jeden eine andere Sorte“, sagt sie, „unsere Vielfalt ist eben eine unserer großen Stärken.“ Und, macht der Barservice-Job dennoch Spaß? „Gerade deshalb“, lacht Natalja, „und wie unser Angebot ist auch die Klientel extrem abwechslungsreich.“ Seit zwei Jahren arbeitet sie hier im Craft-Beer-Service und möchte so schnell nicht wieder fort.

 

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Das „Alte Mädchen“ ist berühmt für seine Craft-Beer-Sorten, die aus aller Herren Länder kommen: Südafrika, den USA, Italien, Skandinavien – aber natürlich auch viele aus Deutschland. Neben den Ratsherrn-Bieren schenkt die Barservice-Crew rund 60 Sorten in der Lagerstraße 28 B aus. „Craft“, das hat doch etwas mit Handwerk zu tun, oder? Natalja lacht schon wieder: „Na, und ob! Alle Biere hier werden nach alter Kunst gebraut. Die Geschäftsleitung achtet dabei sehr streng darauf, dass nur ausgesuchte Rohstoffe verwendet werden.“

Ist das jetzt Werbung, weil Betriebsleiter Dennis Teppler daneben sitzt? „Mitnichten! Wer hier im Bar-Service arbeitet, sollte schon eine gewisse Affinität zum Bier mitbringen. Ich habe mich erst einmal eingelesen, was Craft Beer eigentlich bedeutet.“ Muss man also erst einen Kurs absolvieren, wenn man im Craft-Beer-Service arbeiten will? „Ach was, aber ein Grundinteresse wird schon vorausgesetzt. Ist ja wohl auch völlig normal, finde ich.“

Wie ist Natalja denn an den Craft-Beer-Job gekommen? „Ich bin gelernte Hotelfachfrau, und deshalb habe ich mich in einer entsprechenden Fachzeitschrift nach einer neuen Stelle umgesehen. Dabei bin ich auf die Anzeige vom „Alten Mädchen“ gestoßen. Nach meiner Bewerbung wurde ich zum Gespräch eingeladen, und als ich das Konzept dahinter erläutert bekam, hat es gleich gefunkt, zumindest auf meiner Seite.“

 

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Natalja (27) kam mit sieben Jahren aus Polen nach Deutschland und gehört schon zum „Urgestein“ im „Alten Mädchen“: Einen Monat nach der Eröffnung fing sie an – und möchte möglichst lange bleiben.

 

Der Funke sprang wohl auch von der anderen Seite über. „Natalja ist klasse“, bestätigt Dennis Teppler, „und natürlich kommt ihr die Erfahrung aus der Gastro- und Hotellerieszene sehr zustatten.“ Neue Mitarbeiter(innen) werden in Gesprächen ins Thema eingeführt und lernen auch und gerade durch die zahlreichen Verkostungen viel über die Craft-Beer-Bewegung. „Aber wir nehmen natürlich auch gern talentierte Barservice-Quereinsteiger.“

Natalja trinkt selbst auch gern ein Bier – „allerdings erst nach Feierabend. Aber ein ‚Ai-Pi-Äi‘ ist schon was Feines.“ Was sie bevorzugt, ist also ein IPA, ein „Indian Pale Ale“, hell und stark. Testfrage an „unsere“ Servicekraft: Warum heißt das so? „Diese Ales wurden seit dem neunzehnten Jahrhundert in England und Schottland für die indische Kronkolonie gebraut. Sie hatten – und haben – einen besonders hohen Alkohol- und Hopfengehalt, weil sie die wochenlange Schiffsreise nach Asien überstehen mussten.“ Okay, Test bestanden!

Was braucht es noch, um im „Alten Mädchen“ einen Craft-Beer-Job zu bekommen und diesen auch zu behalten? „Das Publikum ist halt sehr gemischt: Vom klassischen Feierabend-Bierfreund über die Mädel-Truppe, die sich hier regelmäßig trifft, vom Touri bis zum Promi sind hier sämtliche Bevölkerungsgruppen vertreten, ob in Leggings oder im Anzug. Und an den Wochenenden brennt hier wirklich die Hütte. Man sollte also offen für alles und jeden sein – und ein bisschen was von Craft Beer verstehen, denn ab und zu wird der Barservice schon mal danach gefragt, was das eigentlich ist.“

Natalja jedenfalls macht es einen „Riesen-Spaß“: „Wir sind eine tolle Truppe, verstehen uns alle prächtig – untereinander und mit unseren Chefs. Klasse, finde ich auch, dass man mal in Jeans, mal in Rock oder Flanellhose kommen kann.“

 

 

Und wie steht es mit den Arbeitszeiten im Craft-Beer-Service? „Da ist natürlich Flexibilität angesagt“, weiß sie, „man kann nicht um 22 oder 24 Uhr das Tablett fallen lassen. Aber das muss jedem bewusst sein, der nach Gastronomie-Jobs sucht.“ „Wir halten uns natürlich strikt an die Arbeitszeitgesetze“, wirft Dennis ein, und Natalja bestätigt das: „Wer mal eine Stunde länger im Barservice arbeiten muss, kommt an einem anderen Tag eben später oder geht früher. Durchschnittlich komme ich auf achteinhalb Stunden, inklusive Pause.“

Wem würde Natalja einen Service-Job im „Alten Mädchen“ empfehlen? „All den jungen Leuten, die in Vollzeit oder Teilzeit eine spannende Arbeit mit genügend Freiraum für eine flexible Lebensgestaltung suchen.“ Klingt gut, oder?

Alle Infos zur Hamburger Craft-Beer-Location findet ihr hier:

Altes Mädchen – Braugasthaus – Website

Altes Mädchen auf Facebook

Wer noch mehr Craft-Beer-Vielfalt sucht, wird in den Hamburger Schanzenhöfen ebenfalls fündig!

Besucht den: Craft Beer Store in Hamburg

Food Trucks: Innovation auf vier Rädern

Mobile Innovation – Straßenmampf statt Straßenkampf

Sie heißen „Holy Dogs„, „Lekkaroni“ oder „Hirsch & Eber„, und so fantasievoll wie ihre Namen sind ihre kulinarischen Angebote: Food Trucks erobern die Nation. Die rollenden Küchen sind die wahre Innovation der deutschen Gastro-Welt; am zweiten Mai-Wochenende trafen sich rund 30 auf dem Spielbudenplatz an der Hamburger Szene-Meile Reeperbahn zum Food Truck Festival 2015.

 

 

So dicht gedrängt wie auf dem zugleich stattfindenden Hafengeburtstag tummelten sich auch die Besucher des Food Truck Festival in Hamburg. Es war das Erste seiner Art, soll es aber nicht bleiben: Ab dem 14. Mai werden wechselnde Anbieter auf dem Spielbudenplatz an der Reeperbahn von 17 bis 23 Uhr ihre Straßenmampf-Köstlichkeiten anbieten. Wie mächtig der Food-Truck-Trend inzwischen ist, beweist die Tatsache, dass auch in der Hamburger Lagerstraße 11, zwischen Sternschanze und Messe, die „Delta Fleisch“ ihren Riesen-Parkplatz den Streetfood-Truckern zur Verfügung stellt. Immer sonntags zwischen elf und 16 Uhr herrscht hier kulinarische Vielfalt.

Am Food Truck erwartet die Menge Top-Qualität, regionale Produktion, absolut „saubere“ Zutaten – und Ungewöhnliches aus Kulinarien.

Normalerweise gibt’s New York Burger, polnische Piroggen, handgeschabte Käs-Spätzle, jede Menge Pasta und vor allem viel Vegetarisches und Veganes meist zur Mittagsstunde vor großen Bürogebäuden oder an belebten Straßenecken. Die Fahrpläne sind auf den jeweiligen Homepages und Facebook-Seiten der Trucker zu finden.

Food Truck Festival 2015 – Hamburg, Reeperbahn

Food Truck Festival 2015 – Hamburg, Reeperbahn

Der gute alte Imbiss 2.0 also? Mitnichten. Die Menge erwartet nicht nur Top-Qualität, regionale Produktion und absolut „saubere“ Zutaten, sondern auch Ungewöhnliches aus Kulinarien – und bekommt all das. Die meisten fahrenden Stände – z. B. „Elsässer Flammkuchen“ stilecht im alten Citroën-Wellblech-Transporter – weisen ausdrücklich und exakt auf die Herkunft ihrer Zutaten hin. Bio-Freilandrind, Brot von Bäcker XY, „Mamas geheime Sauce“, usw. Food-Truck-Betreiberin Lea Trampen beispielsweise beteuert in ihrem „Goldburger„: „Die Rinder stehen das ganze Jahr über auf der Weide, ganz ohne Medikamente oder sonst etwas!“

Vincent Vegan, so der „Künstler- und Markenname“ von Christian Kuper, hat sein Credo gleich auf seinen Food Truck geschrieben: „Do good, be cool, eat vegan!“ Klar gibt’s bei ihm auch Burger und Würstchen, allerdings alles aus rein pflanzlichen Produkten hergestellt. Auf Nachhaltigkeit setzt auch der „Food.Club„, und das hat seine Tücken: Schon vor 16.30 Uhr am Sonntag war auf einem Schild am Truck in Kreide geschrieben zu lesen: „Essen brutal lokal! Nachhaltige Küche hat Grenzen. Wir sind ausverkauft!“

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Das klang durchaus glaubhaft: Vor jedem zweiten Stand schlängelten sich die Hungrigen in Dreier- und Viererreihen zehn, manchmal auch 20 Meter lang. Damit niemand den Überblick verlor, bekamen die Neuankömmlinge einen 2,5-Meter-Stock in die Hand gedrückt, an dessen oberen Ende zu lesen stand: „Ich bin der Letzte“. Nur leider kreuzten sich die Schlangen in wildem Durcheinander, und es gab durchaus die eine oder andere Unmutsäußerung. Auch Erfolg hat eben seinen Preis.

Wenn auch mancher seinen „Laden“ verfrüht dichtmachen musste – an mangelndem Personal lag es nicht: Zwischen ein und drei Mitarbeiter zählen die Truck-Teams. Mehr Platz steht meist auch gar nicht zur Verfügung. Food Truck Jobs sind ebenso heiß begehrt wie die kleinen kulinarischen Highlights, die auf engstem Raum in kürzester Zeit rausgehen müssen. Man lernt einfach viel und schnell in einem absoluten Trendsetter-Bereich der Gastronomie – und kommt dabei weit rum. Die „Food Trucker Romantik“ spielt den Betreibern bei der Suche nach Food Truck Personal in die Karten.

Teamwork ist auf den wenigen Quadratmetern der rollenden Küchen alles. Food Truck Jobs vergeben die Betreiber daher nicht „auf Verdacht“. Und in neun von zehn Fällen standen die Gründer selbst hinter Wok, Herd oder Topf. Noch, denn einer der Jungunternehmer will sein Streetfood-Startup zum Franchise-Modell ausdehnen. Seinen Namen beziehungsweise den seines Trucks und damit auch sein Angebot verrät er nicht: „Sonst kommt mir noch einer zuvor!“

Übrigens gab’s auch die ganz klassische Currywurst mit Pommes – allerdings war die Wurst ein Tofu-Bräter und die Pommes aus Süßkartoffeln…

Alle weiteren Infos zur Hamburger Street-Food-Bewegung findet ihr hier:

Street Food Session Hamburg